Frau hält den Kopf schief

Kopffehlhaltung

Können Hinweis auf eine Augenmuskelfehlfunktion sein

Als Kopffehlhaltung wird die Abweichung der Kopfhaltung von der normalen Haltung beschrieben. Dabei kann der Kopf gedreht, gesenkt, gehoben und/oder geneigt werden. Oft erfolgt dies unbewusst. Fehlhaltungen des Kopfes können eine muskuläre oder knöcherne Ursache haben, aber auch augenbedingt ausgelöst werden. 

Kommt es in einem bestimmten Blickbereich zu einer Störung des Seheindrucks wie Doppelbilder oder Bildunschärfe, so ist dies sehr unangenehm und belastend. Es wird daher oft unbewusst versucht, den Kopf in eine Position (Fehlhaltung) zu bewegen, in der Sehen besser möglich ist. 

Eine Kopffehlhaltung kann auch ein Hinweis auf eine Augenmuskelfehlfunktion sein.

Eine orthoptische Untersuchung wird empfohlen.


Was verursacht eine Kopffehlhaltung?

Gründe für augen-bedingte Fehlhaltungen des Kopfes können sein: 

  • angeborene oder erworbene Störung der Augenbeweglichkeit (Augenmuskellähmungen, Fehlfunktionen)
    Durch die Kopffehlhaltung werden die Augen in eine Blickposition gebracht, in der keine Doppelbilder bestehen. Manchmal hilft die Kopffehlhaltung auch die Doppelbilder weiter auseinanderliegend zu sehen, da knapp nebeneinander liegende Doppelbilder störender sind.
     
  • Augenzittern (Nystagmus)
    Da das Zittern manchmal in einem bestimmten Blickbereich weniger stark ausgeprägt ist, wird der Kopf „verdreht“ um die bessere Sehkraft in diesem Blickbereich nutzen zu können. 
     
  • Störung des peripheren Sehens (Gesichtsfeldausfall)
    Bei Einschränkungen des Gesichtsfeldes wird der Kopf in die Richtung der betroffenen Seite gedreht, da Betroffene meinen so die Seheindrücke in diesem Bereich besser wahrnehmen zu können. In diesem Falle sind Kompensationsstrategien zu bevorzugen (visuelle Rehabilitation). Fragen Sie Ihre Orthoptist:innen.
     
  • dezentrierte Brillengläser
    Wenn das Brillenglas nicht exakt zentriert in die Brillenfassung eingeschliffen ist, oder wenn das Brillenglas verdreht wurde, kann daraus eine Kopffehlhaltung resultieren. Automatisch wird der Kopf so gedreht, dass die Augen durch einen Brillenbereich schauen, mit dem „alles schärfer ist“. 


Was tun bei Kopffehlhaltungen?

Orthoptistin misst Kopffehlhaltung mit Strabofix

Lassen Sie Kopffehlhaltungen auch orthoptisch und augenärztlich abklären. Durch die Zusammenschau von Organbefund (Augenärzt:innen) und Funktions-Befund (Orthoptist:in) kann eine zielführende Therapie eingeleitet werden. 

Orthoptist:innen sind als Expert:innen für beidäugige Probleme und funktionelle Untersuchung der Augen wichtige Ansprechpartner:innen bei augen-bedingten Kopffehlhaltungen.

  • Brillen
    Ist die Ursache der Kopffehlhaltung eine optische (zB. dezentriertes Brillenglas), kann durch die Neuverordnung einer Brille rasch Hilfe geleistet werden.
     
  • Hilfsmittel (Prismen, Augenabdeckungen)
    Bei Augenmuskelfehlfunktionen kann durch Prismen eine Verbesserung der Kopfposition erreicht werden.
     
  • Augenmuskeloperationen (Schieloperation)
    Bei anhaltenden Augenmuskelfehlfunktionen kann mit einer Augenmuskeloperation eine zugrundeliegende Augenbewegungsstörung korrigiert und die Kopfhaltung verbessert werden.
     
  • visuelle Rehabilitation
    Wird eine Kopffehlhaltung aufgrund von Einschränkungen im peripheren Sehen (Gesichtsfeld) eingenommen, können im Rahmen einer visuellen Rehabilitation Kompensationsmechanismen erlernt werden.
     

Wichtig ist, dass Sie genau über Ihren Befund und wie Sie am besten „Schauen“ aufgeklärt werden. Fragen Sie Ihre Orthoptist:innen.

MERKE: Eine augen-bedingte Kopffehlhaltung verbessert das Sehvermögen und soll daher nicht „abtrainiert“ werden. Zusätzliche Physiotherapie zur Lockerung von Muskelverspannungen können muskuläre Schmerzen mindern, behandeln aber nicht das Augenproblem. 


Autorin

Doris Martius-Nusser, Orthoptistin

Quelle

  1. Kaufmann, H., & Steffen, H. (2012) Strabismus. Stuttgart: Thieme.