Frau mit Bagolinibrille vor den Augen

Augenzittern (Nystagmus)

Was zu tun ist, wenn die Augen zittern

Das Augenzittern, der Nystagmus, ist eine unwillkürliche rhythmische Bewegung der Augen. Das bedeutet, diese Augenbewegungen können nicht willentlich kontrolliert und gesteuert werden. Beim Gesunden treten solche unbeabsichtigten Augenbewegungen beim Blick aus dem Fenster während einer Auto- oder Zugfahrt auf.  Die meisten Nystagmusformen sind erworben, seltener angeboren und Zeichen einer Störung des okulomotorischen Systems.

Augenzittern kann angeboren sein oder in jedem Lebensalter akut erworben auftreten.

Nehmen Sie ein Augenzittern immer ernst und lassen Sie dieses medizinisch abklären.

Es gibt viele Formen des Augenzitterns, die je nach Bewegungsart und Zeitpunkt des Auftretens bei einer genauen neurorthoptischen Untersuchung klassifiziert werden können. Dabei wird das Augenzittern genau beobachtet und beschrieben. In der Zusammenschau von orthoptischem Befund und Organbefund (Augenfachärzt:in) wird entschieden ob eine weitere neurologische Abklärung benötigt wird.


Welche Formen des Augenzitterns gibt es?

Nystagmus kann angeboren (kongenital) sein oder in jedem Lebensalter erworben auftreten. 

Angeborenes Augenzittern tritt häufig in Folge von deutlicher Sehminderung (z.B. Netzhauterkrankungen) auf, kommt aber auch bei manchen Schielformen vor. Erworbenes Augenzittern setzt eine Erkrankung voraus. Die Ursache kann im Gehirn oder im Innenohr liegen (z.B. Irritationen im Hirnstamm- oder Kleinhirn, Störungen Gleichgewichtsorgan).

Bei Nystagmus wackeln die Augen

  • horizontal, vertikal oder verrollend hin und her 
  • ruckend oder pendelnd
  • in allen Blickrichtungen gleich stark oder in bestimmten Blickrichtungen ruhiger 
  • manchmal nur bei Verschluss eines Auges, bei Konzentration, bei Fixation eines Objektes, bei Kopfschütteln oder Lageveränderungen des Kopfes 
  • in gleichgerichteter, koordinierter Weise, oder gegensinnig schlagend

Es kann auch sein, dass ein Augenzittern nur an einem Auge sichtbar ist, oder an einem Auge stärker ausgeprägt ist. 


Welche Beschwerden verursacht ein Augenzittern?

Nicht jedes Augenzittern verursacht gleiche Symptome, häufig treten auf:

  • eine Sehschärfenminderung
  • ein wackeliger unscharfer Seheindruck der den Eindruck vermittelt, angeblickte Objekte würden sich hin und her bewegen (Scheinbewegungen/Oszillopsien)
  • ein kompensatorisches Kopfwackeln (Head nodding) zum Ausgleich von Scheinbewegungen
  • eine Kopfdrehung (Kopffehlhaltungen) um ein stabileres, schärferes Sehen zu ermöglichen
  • Schwindel und Übelkeit


Was tun bei Augenzittern?

Nehmen Sie ein Augenzittern immer ernst! Lassen Sie das Augenzittern von Orthoptist:in und Augenfachärzt:in abklären.

Nach Ausschluss und Behandlung einer organischen Ursache wird ein individuelles Behandlungskonzept erstellt. Hier wird zwischen kongenitalen Nystagmus und der erworbenen Form unterschieden.

  • Förderung der visuellen Entwicklung
    Angeborenes oder im frühen Kindesalter auftretendes Augenzittern geht oft mit einer reduzierten Sehleistung einher. Hier können neben orthoptischen Interventionen auch kontrastverstärkende Filtergläser (Kantenfiltergläser) oder vergrößernde Sehhilfen zum Einsatz kommen. Zur Förderung der Sehentwicklung kann auch eine Sehfrühförderung eingeleitet werden. 
     
  • Augenmuskeloperationen (Schieloperation)
    Gibt es bei einem Augenzittern einen Blickbereich bei dem das Zittern ruhiger wird, kann versucht werden über eine Augenmuskeloperation (Schieloperation) eine Situation zu schaffen, bei der diese Ruhezone mit weniger Anstrengung und im Geradeausblick genutzt werden kann. 
     
  • Medikamente
    Bei erworbenem Augenzittern werden auch Medikamente zur Dämpfung des Augenzitterns eingesetzt.

 

Autorin

Doris Martius-Nusser, Orthoptistin

Quelle

  1. Kaufmann, H., & Steffen, H. (2012) Strabismus. Stuttgart: Thieme. 
  2. Thömpke, F. (2016). Augenbewegungsstörungen (4. Auflage). Bad Honnef: Hippocampus Verlag.