Kind mit Augenpflaster

Schwachsichtigkeit

Eine frühzeitige Behandlung ist ausschlaggebend

Bei einem schwachsichtigen Auge konnte sich die Sehkraft im frühkindlichen Alter durch Störfaktoren (fehlende Brille, Schielen oder organische Störungen) nicht ausreichend entwickeln.
 

Das frühzeitige Erkennen und Behandeln von Störfaktoren ist ausschlaggebend für den Behandlungserfolg. 

Unbehandelt bleibt eine lebenslange Sehschwäche bestehen. 


Wie entsteht eine Schwachsichtigkeit, was sind die Ursachen?

Das Sehen entwickelt sich in den ersten Lebensjahren entscheidend und verbessert sich in einem bestimmten Zeitfenster durch ständiges Üben. Die Sehfähigkeit des Gehirns reift in dieser sensorischen oder plastischen Phase (bis ca. 7. Lebensjahr) heran.

Gerade in diesen ersten Lebensjahren ist die Entwicklung des Sehvermögens sehr störanfällig. Werden in dieser Zeit bestehende Fehlsichtigkeiten, Schielen oder organische Störungen (z.B. eine Linsentrübung) nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann dies zu einer bleibenden Sehschwäche führen, da das Gehirn nicht lernen kann,  die Sehinformation des betroffenen Auges entsprechend zu verarbeiten. OHNE Therapie bleibt das Auge meist ein Leben lang sehschwach. Mit der entsprechenden Therapie kann es eine uneingeschränkte Sehfähigkeit entwickeln. Es gilt hier der Spruch: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!“
 

Was tun bei Schwachsichtigkeit?

Kind mit roter Brille

Unabhängig von der Ursache werden bei Schwachsichtigkeit Fehlsichtigkeiten (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, ...) mittels Brille korrigiert. Häufige Ursache für Sehschwächen sind (seitenungleiche) Weitsichtigkeiten. Besteht kein Schielen und keine organische Erkrankung des Auges kann es alleine durch das frühzeitige Brillentragen zu einem Anstieg der Sehleistung am schwächeren Auge kommen. 

Wenn es trotz Brillentragens nicht zu einem ausreichenden Anstieg der Sehleistung kommt, so ist ein orthoptisches Augentraining nötig: Dies umfasst u.a. eine Pflastertherapie, bei der das gute Auge dosiert für einige Stunden am Tag abgedeckt wird, um die Sehkraft des schwächeren Auges zu fördern. Verwendet werden hier entsprechende Augenpflaster für Kinder. Diese sind inzwischen in sehr vielen bunten Motiven erhältlich. Alternativ können auch Brillenpflaster, Kontaktlinsen oder Augentropfen zum Einsatz kommen. Fragen Sie Ihre Orthoptist:innen nach der geeigneten Behandlungsmethode für Ihr Kind.
 

Kind mit Brille und Augenpflaster

Sollte eine organische Ursache, wie z.B. eine Linsentrübung vorliegen, so wird in Zusammenarbeit von Augenärzt:in und Orthoptist:in der beste Behandlungsweg gesucht. Je nach Schwere der Linsentrübung wird hier über eine frühzeitige operative Entfernung der Linse entschieden. Vor und nach diesem Eingriff ist auch in diesem Fall ein orthoptisches Augentraining (Pflastertherapie) essentiell, um die verbleibende Sehleistung bestmöglich zu erhalten und nach Möglichkeit zu steigern!

Auch bei einer frühkindlichen Schielstellung kommt es zu einer Schwachsichtigkeit am schielenden Auge. Der Seheindruck des schielenden Auges wird dabei vom Gehirn unterdrückt. Der Seheindruck wird dabei richtiggehend abgeschaltet! Dieser Schutzmechanismus, um nicht doppelt zu sehen, stört aber bei jüngeren Kindern die frühe Sehentwicklung. Auch hier hilft ein orthoptisches Augentraining (Pflastertherapie,…) bei der das gute, nicht schielende Auge dosiert für einige Stunden am Tag zugeklebt wird.

Wie ist die Prognose bei Schwachsichtigkeit?

Je früher eine solche Beeinträchtigung des Sehens erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass sich auf beiden Augen das Sehvermögen optimal entwickelt. Wird z.B. eine Sehschwäche in den ersten 2 bis 3 Lebensjahren entdeckt und behandelt, kann sie in der Regel vollständig beseitigt werden. Je älter ein Kind ist, umso schwieriger wird eine erfolgreiche Behandlung. Wird die Sehschwäche z.B. erst im Schulalter entdeckt, also nach Ende der plastischen Phase, gelingt eine vollständige Rückbildung häufig nicht mehr.

Dringend eingehalten werden sollen die im Eltern-Kind-Pass vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen im 10. bis 14. Lebensmonat und im 22. bis 26. Lebensmonat. Falls genetische Auffälligkeiten in der Familie bestehen, wie z.B. Schielen, frühkindlicher grauer Star oder starke angeborene Fehlsichtigkeiten, dann wird eine Untersuchung bereits zwischen dem 6. bis 9. Lebensmonat empfohlen. 
 

MERKE: Nehmen Sie Auffälligkeiten an den Augen Ihres Kindes ernst und fragen Sie bei Orthoptist:in und Äugenärzt:in nach.


Autorin

Doris Martius-Nusser, Orthoptistin

Quelle

  1. Kaufmann, H., & Steffen, H. (2012) Strabismus. Stuttgart: Thieme.